Bericht zum 6. Spieltag der dritten Bundesliga: Roter Stein Nürnberg gegen Tunicum Braunschweig Der 6. Spieltag ließ uns auf Roter Stein Nürnberg, den aktuellen Tabellenführer treffen. Die Nürnberger haben uns am zweiten Spieltag vom Spitzenplatz der dritten Liga verdrängt und ihn von dem Zeitpunkt an sourverän verteidigt. Lediglich München war es bisher gelungen, einen Sieg gegen Nürnberg zu erreichen, während uns bereits zwei Spieltagverluste vom begehrten Aufstiegsplatz haben wegdriften lassen. Dennoch, der Abstand zu Nürnberg betrug lediglich einen Punkt und ein Sieg gegen den Tabellenführer würde uns in eine denkbar günstige Position für den Ligaendspurt bringen. Der Spieltag wurde dementsprechend sorgfältig vorbereitet. Ein gemeinsamer Spielort wurde auf den neusten technischen Stand gebracht. Um den Antritt in Bestbesetzung zu ermöglichen, wurde die Anreise der Mannschaft aus allen Teilen der Republik organisiert. Eine spezielle leistungssportgerechte Verpflegung wurde vorbereitet. Einer Begegung der Spitzenklasse stand nichts im Wege. Die Partie des Captains verließ schon im Fuseki alle gewohnten und ausgetretenen Pfade. Das chinesische Fuseki des Opponenten wurde mit einem frühen Kakari schon im Ansatz erstickt. In gewohnter Manier verzichtete der Captain großzügig auf Eckterritorien zugunsten von zur Mitte orientierten potentialreichen Steinen. Ein Strategie die zuvor schon einige nominell stärkere Gegener ins Straucheln gebracht hat. Jens hingegen setzte auf solide Strukturen, um für kommende Kämpfe gerüstet zu sein. Uwes Fuseki scheute auch vor komplizierteren Josekis nicht zurück, die der Gegender aber nicht minder souverän parierte. In meiner Partie wurden schon vor dem Besetzen der vier Ecken Josekis misshandelt und heftige Kämpfe begonnen, aus denen mein Gegner mit Vorteilen hervorging. Seinen übermächtigen Einfluss verwendete er zum Fangen einiger Schnittsteine und wandelte ihn damit bereits früh in Gebiet um. Zu seinem Unglück entfalteten meine gefangenen Steine einiges Aji und mein Gegener musste sie im Austausch gegen eine Ecke wieder entkommen lassen. Damit war das territoriale Gleichgewicht wieder hergestellt und ich konnte meinen Einfluss dazu nutzen, gegenerische Gebietsanlagen im Zaum zu halten, selber den einen oder anderen Punkt einzusammeln und schließlich den ersten Sieg zu sichern. Im Mittelspiel verzichtete der Captain auch weiterhin auf lästiges Gebiet, umschloss die Eckinvasionen seines Kontrahenten solide und wartete geduldig darauf, seinen Zentrumsvorteil auszuspielen. Die Chance kam tatsächlich. Eine schwache Gruppe blieb im Zentrum zurück. Sie zu fangen würde dem Captain eine gute Siegchance eröffnen ... Jens' Partie verlief lange Zeit ausgeglichen. Eine größere Gebietsanlage des Gegners konnte halbiert werden. Dabei entstanden eine eigene und eine gegnerische schwache Gruppe, die den Ausgang der Partie entscheiden würden ... Auch Uwes Partie ließ lange Zeit keine eindeutigen Vorteile erkennen. Schließlich bedrohte der Gegner Uwes einzige schwache Gruppe und umschloss gleichzeitig Gebiet. Uwe war gezwungen, kräftig zu reduzieren und sich bei der Rettung der Gruppe auf seine Kampfstärke zu verlassen ... Im eigentlich aussichtsreichen Kampf um die Brettmitte verzettelte sich der Captain und stellte ein paar wichtige Steine ein, so dass sein Gegner ihn aus nunmehr solider Führung heraus zur Aufgabe zwingen konnte. Niemand hat ernsthaft erwartet, dass der Captain wieder gegen einen erheblich höher eingestuften Gegener gewinnen kann. Aber immerhin, eine Chance hat er herausgearbeitet. Jens' Partie sollte sich an der Behandlung der beiden schwachen Gruppen entscheiden. Er entwickelte seine Gruppe in Richtung der schwachen Gruppe seines Gegners und brachte sie damit beide zum Leben, anstatt sich Tötungschancen zu erhalten. Mit ein paar Forcing-Moves konnte sein Kontrahent dann das letzte Gebiet umschließen und schließlich einen knappen Sieg einfahren. Es stand 2:1 für Nürnberg und wie schon so oft, musste Uwe für uns den Spieltag retten, obwohl er doch zu diesem Zeitpunkt unter schwerstem Druck stand. Wieder einmal konterte Uwe in dieser Situation meisterhaft, opferte einen Stein, fing damit Schnittsteine und reduzierte gleichzeitig auch noch des Gegners Territorium. Durch präzises Endspiel und kleinere Fehler seines Gegners konnte sich Uwe überraschend deutlich durchsetzen und uns so das Unentschieden gegen Nürnberg sichern. Die Spannung um den Ausgang der letzten Partie ließ uns fast das Essen vergessen. Ich habe mich aber doch noch erinnert und zwei Portionen indischer Suppe haben mir den Abend hervorragend abgerundet. Das erreichte Ergebnis hält uns auf Tuchfühlung zur Ligaspitze und sorgt damit dafür, dass die 3. Liga spannend bleibt. Thomas Scholz